Abitur (allgemeine Hochschulreife)

Die allgemeine Hochschulreife, auch Abitur genannt, gilt als höchster Schulabschluss in Deutschland. Sie wird meist am Ende der 12. bzw. 13. Jahrgangsstufe in der gymnasialen Oberstufe erworben. Mit dem Abitur erhältst du die Berechtigung, dich an allen Hochschulen zu bewerben.

Es gibt viele unterschiedliche Schulformen, an denen das Abitur erworben werden kann, darunter:

  • Gymnasien
  • Berufliche Gymnasien
  • Berufskollegs
  • Fachoberschulen
  • Berufsoberschulen
  • Berufsfachschulen
  • Waldorfschulen

 

Voraussetzungen für das Abitur 

Um das Abitur an einer der obigen Schulformen zu machen, musst du einen mittleren Schulabschluss (Mittlere Reife, Realschulabschluss, MSA) erworben haben und darfst bisher nicht mehr als einmal durch die Abiturprüfung gefallen sein. Auch eine abgeschlossene Berufsausbildung berechtigt unter bestimmten Voraussetzungen zur Aufnahme in einer entsprechenden Bildungseinrichtung.

 

Möglichkeiten in der Bildungs- und Berufslaufbahn

Als höchster deutscher Schulabschluss ermöglicht die allgemeine Hochschulreife alle weiteren beruflichen und bildenden Wege einzuschlagen.

Mit dem Abitur kannst du dich auf alle Studiengänge an allen Universitäten und Hochschulen in Deutschland bewerben. Beachte, dass viele Studiengänge zusätzlich durch einen Numerus Clausus beschränkt sind oder zusätzliche Zugangsvoraussetzungen (z. B. Aufnahmetest oder Eignungsprüfung) haben können.

 

Beschränkungen mit Fachabitur

Als Fachabi wird umgangssprachlich der Abschluss einer fachgebundenen Hochschulreife oder die Fachhochschulreife bezeichnet. Dabei handelt es sich allerdings um zwei unterschiedliche Abschlüsse:

 

Fachgebundene HochschulreifeFachhochschulreife

Erwerb z. B. an beruflichen und fachlichen Gymnasien sowie an Berufsoberschulen

  • Nachweis beruflicher Qualifikation 
  • Abschlussprüfungen nach 2-jähriger Oberstufe (es ist keine Prüfung in einer zweiten Fremdsprache abzulegen)

     

Die Fachhochschulreife ist automatisch enthalten

An Fachoberschulen und Berufskollegs mit 

  • schriftlichen Prüfungen (Deutsch, Mathe, Englisch, Naturwissenschaft oder Fachschwerpunkt) und einer mündlichen Prüfung (weiteres Fach)
  • praktischem Anteil durch eine Berufsausbildung oder ein Praktikum
An Gymnasien prüfungsfrei für den schulischen Teil nach der 11. bzw. 12. Klasse, praktischer Teil z. B. durch eine Berufsausbildung oder ein Praktikum 
Berechtigt zum Studium bestimmter Fachrichtungen an Universitäten sowie zum Studium aller Fachrichtungen an Fachhochschulen.Berechtigt zum Studium aller Fachrichtungen an  Fachhochschulen, ein Studium an einer Universität ist in der Regel nicht möglich, allerdings gibt es Sonderregelungen an einigen Universitäten.

 

Wenn du die fachgebundene Hochschulreife besitzt, kannst du mit einer zusätzlichen Prüfung in einer zweiten Fremdsprache das Abitur (allgemeine Hochschulreife) erlangen.

 

Abiturprüfungen in den Bundesländern

Für den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife müssen einige schriftliche sowie mündliche Prüfungen bestanden werden. Jedes Bundesland legt dabei selbst fest, um wie viele Prüfungen es sich genau handelt. Folgende Übersicht stellt die Prüfungsbestandteile der Bundesländer vor.

 

BundeslandPrüfungsbestandteile
Baden-Württemberg
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 2 mündliche Prüfungen
Bayern
  • 3 schriftliche Prüfungen
  • 2 mündliche Prüfungen
Berlin
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
  • 1 Präsentationsprüfung oder besondere Lernleistung
Brandenburg
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Bremen
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Hamburg
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Hessen
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
  • 1 weitere mündliche Prüfung, Präsentationsprüfung oder besondere Lernleistung
Mecklenburg-Vorpommern 
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 2 mündliche Prüfung
Niedersachsen
  • 4 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Nordrhein-Westfalen 
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Rheinland-Pfalz 
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Saarland
  • 4 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Sachsen
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 2 mündliche Prüfung
Sachsen-Anhalt 
  • 4 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Schleswig-Holstein 
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 1 mündliche Prüfung
Thüringen
  • 3 schriftliche Prüfungen 
  • 2 mündliche Prüfung

 

Die Tabelle beinhaltet das Minimum an Klausuren, die in jedem Bundesland durchgeführt werden. Es können außerdem weitere Prüfungen wie Präsentationen und besondere Lernleistungen hinzukommen oder eine andere Prüfung ersetzen.

Außerdem ist es stets möglich eine zusätzliche mündliche Prüfung in einem schriftlichen Prüfungsfach abzulegen. Diese findet freiwillig statt und dient dazu, den Notendurchschnitt der Prüfungen anzuheben oder bei nicht ausreichenden Ergebnissen das Abitur dennoch zu bestehen.

 

Schriftliche Prüfungen im Abi

Die schriftlichen Prüfungen werden in allen Bundesländern bis auf Rheinland-Pfalz zentral gestellt. Das bedeutet, für alle Schulen innerhalb eines Bundeslandes werden die gleichen Aufgaben ausgeteilt und die Klausuren finden am selben Tag statt. In der Regel werden sie zwischen April und Juni abgelegt.

Für den schriftlichen Bereich werden in jedem Fall alle Leistungskurse (in anderen Bundesländern auch Leistungs-, Profilfächer oder Fächer auf erhöhtem Anspruchsniveau) geprüft. Diese Prüfungen sind länger als die Prüfungen in den Grund- bzw. Basisfächern/-kursen. Zusätzlich zu den Leistungsfächern werden teilweise ein bis zwei zusätzliche Fächer schriftlich geprüft.

 

Mündliche Prüfungen im Abi

Die mündlichen Prüfungen im Abitur finden in der Regel in den Basisfächern statt, sofern es sich nicht um eine freiwillige Zusatzprüfungen handelt. Grundsätzlich sind die mündlichen Prüfungen für etwa 20-30 Minuten zusätzlich einer ähnlich langen Vorbereitungszeit angesetzt.

In Bundesländern wie z.B. Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen oder Thüringen kann eine besondere Lernleistung als fünftes Prüfungsfach freiwillig abgelegt werden oder eine mündliche Prüfung ersetzen. Dazu muss eine selbst erarbeitete und schriftlich festgehaltene Aufgabe vor einem Kolloquium vorgestellt werden.

 

Berechnung der Abiturnote

Die Note für das Abitur (Abinote) setzt sich sowohl aus den Unterrichtsnoten der Oberstufe als auch den Prüfungsnoten zusammen. Insgesamt können maximal 900 Punkte im Abitur erreicht werden. 600 entfallen dabei auf die Unterrichtsnoten, 300 auf die Abschlussprüfungen.

Ab einer Note von 4,0 (ausreichend) oder besser hast du das Abitur bestanden. Schlechtere Noten können in vielen Bundesländern durch bessere Noten ausgeglichen werden. In Bayern z.B. muss dies jedoch nicht zwingen gewährt werden. 

Allgemein müssen Noten in einem gleich- oder höherwertigen Fach ausgeglichen werden. Das heißt eine 5 in einem Hauptfach kann beispielsweise nicht durch eine 2 in einem Nebenfach ausgeglichen werden. 

 

Nachholen des Abiturs

Es besteht die Möglichkeit, das Abitur später nachzuholen. Verschiedene Institutionen bieten vorbereitende Kurse und Unterrichtsstunden sowie Prüfungen an. Folgende Wege gibt es, die allgemeine Hochschulreife nachzuholen:

  • Berufsoberschulen
  • Abendgymnasien
  • Kollegschulen
  • Volkshochschulen
  • Privatschulen
  • Fernschulen

Diese Einrichtungen bereiten auf die Abiturprüfungen vor. Teilweise finden die Kurse am Abend (Abendgymnasium) oder online (Fernschule) statt, um eine flexible Vorbereitung neben dem Arbeitsalltag zu gewährleisten.

Werden dort keine Prüfungen, sondern lediglich Vorbereitungskurse angeboten, kannst du jederzeit an der Nichtschülerprüfung einer Schule teilnehmen. Darauf kannst du dich auch eigenständig vorbereiten und dir die nötigen Themen selbst aneignen.

Außerdem kannst du mit einem erfolgreichen Fachhochschulabschluss oder je nach Bundesland mit einer Meisterprüfung die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung erhalten.

FAQ

Abitur und allgemeine Hochschulreife sind Synonyme für denselben Abschluss. In Deutschland ist dies der höchste zu erreichende Abschluss an einer Schule und wird nach der 12. oder 13. Klasse erworben. Dies ist z. B. an (beruflichen) Gymnasien, Berufskollegs, Fach- und Berufsoberschulen sowie Berufsfachschulen möglich.

Jedes Bundesland hat eigene Regelungen zu Anzahl und Umfang der Prüfungen. Meistens werden drei, manchmal vier schriftliche Prüfungen geschrieben. Hinzu kommen ein bis zwei mündliche Prüfungen. Außerdem können zusätzliche freiwillige mündliche Prüfungen oder eine Präsentationsprüfung und besondere Lernleistung abgelegt werden.

Während das Abitur zum Besuch aller Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen berechtigt, schränkt das Fachabitur diese Berechtigung ein. Unterschieden wird zwischen der fachgebundenen Hochschulreife, mit der man bestimmte Fachrichtungen an der Universität und alle Studiengänge an Fachhochschulen studieren darf, und der Fachhochschulreife, die zu jedem Studiengang an Fachhochschulen berechtigt.

Um die Abiturprüfungen zu bestehen, benötigst du einen Gesamtnotendurchschnitt von 4,0 oder besser, also in jedem Fach mindestens die Note ausreichend (4). Wirst du in einem Fach doch einmal mit einer schlechteren Note bewertet, so kannst du diese in einem mindestens gleichwertigen Fach mit einer besseren Note ausgleichen.

Eine 5 in Deutsch kann beispielsweise nicht mit einer 2 in Musik oder Biologie ausgeglichen werden. Eine 5 in Musik kannst du dahingegen mit einer 2 in Biologie und Deutsch ausgleichen, da die Fächer gleich- oder höherwertiger sind.

Das Abitur kann immer mittels einer Nichtschülerprüfung an einer Schule mit diesem Angebot nachgeholt werden. Darauf kannst du dich selbstständig oder durch die Teilnahme an einem Kurs vorbereiten. Dieser wird unter anderem an Abendgymnasien, Fernschulen und weiteren Institutionen angeboten. So kannst du dir die Prüfungsthemen auch noch nach Feierabend oder von zuhause aus aneignen.